Laudatio des 1. Bürgermeisters der
Stadt Neustadt an der Aisch, Herrn Klaus Maier zur Verleihung der
Ehrenmedaille der Stadt Neustadt an der Aisch für besondere Leistungen
auf sozialem Gebiet
(12.12.2012)

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

die Jahresabschluss-Sitzung des Stadtrates gibt stets den würdigen Rahmen, um Ehrungen für besondere Verdienste um die Stadt und die Allgemeinheit vorzunehmen.

Ich freue mich, auch in diesem Jahr diese schöne Tradition fortführen zu können und darf heute als Erster Bürgermeister der Stadt im Auftrag des gesamten Stadtrates mit der Verleihung einer Ehrenmedaille für hervorragende Verdienste auf sozialem Gebiet außergewöhnliche Verdienste öffentlich würdigen.

Hierzu darf ich die Mitglieder des Neustädter Hospiz-Vereins mit dem 1. Vorsitzenden Herrn Dr. Peter Pfeiffer an der Spitze in unserer Mitte nochmals herzlich willkommen heißen und zu mir nach vorne bitten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, in unser aller Leben gibt es irgendwann schwere Stunden und Tage, die oft sehr überraschend kommen und mit denen viele dann, wenn sie sich vor ihnen wie schier unüberwindbare Berge aufgebaut haben, nur wenig oder gar nichts anzufangen wissen.

Es sind die Stunden, in denen jemand von einer schweren und unheilbaren Krankheit erfährt, an der er leidet, und es sind die Tage, die zäh und unbewältigt dahin rinnen, meist ohne Gedanken an eine nicht mehr vorhandene Zukunft, ohne weiteren Willen, mit dem Wissen des kommenden Todes.

Es sind Stunden und Tage, in denen zunächst noch Hoffnung vorherrscht, in denen dann Angst und Verzweiflung oft regungslos machen, Angst vor dem Kommenden, vor dem bevorstehenden Schmerz der Krankheit und den damit verbundenen körperlichen Leiden, Verzweiflung vor dem zu früh erzwungenen Tod.

Etliche von uns haben dies wohl schon erleben müssen, vielleicht mit einer eigenen schweren Krankheit, oder bei nahe stehenden Angehörigen, die unheilbar erkrankt waren, mit deren Tod
und der damit einhergehenden eigenen Trauer.

Jeder weiß, wie schwierig in solchen Situationen Gespräche sind. Gespräche über das sich so unüberwindlich Aufbauende, Gespräche weshalb, Gespräche, wie die nächsten Tage und
Wochen wohl aussehen werden.

Hier überhaupt Worte zu finden ist ungemein mühsam und für alle Beteiligten über alle Maßen belastend, auch weil das Schicksal oft neu ist für jeden und unvermittelt und unabwendbar.

Keiner möchte solche Stunden, Tage und Wochen erleben, jeder möchte solchen Situationen am liebsten aus dem Weg gehen.

Dass es hier Menschen gibt, die einem in solch einer emotional höchst kritischen Lage wirklich und ehrlich beistehen, die Hoffnungen teilen, die zuhören, die wenn nötig bis zum Tod dabei sind, das ist schier unglaublich.

Es war im Jahr 1995, als sich eine ganze Reihe von Bürgerinnen und Bürgern zusammenfanden, um in unserer Stadt einen Hospiz-Verein zu gründen. Sie wählten Herrn Dr. Peter Pfeiffer zu ihrem Vorsitzenden, er hat dieses Amt heute immer noch inne.
Vorausgegangen waren Vorträge, die Dr. Peter Pfeiffer zum Thema „Begleitung von Schwerkranken und Sterbenden" gehalten hatte und die die Grundlage für die Entstehung dieses Helferkreises in Neustadt gebildet hatten.

Die Aufgaben, die sich der politisch und konfessionell unabhängige Hospiz-Verein stellt, gibt die Satzung des Vereins vor:

„Zweck des Vereins ist es, insbesondere im Raum Neustadt an der Aisch vermittels seiner aktiven Mitglieder Schwerstkranke, Sterbende und deren Angehörige auf Wunsch der Betroffenen zu begleiten, allen Beteiligten behilflich zu sein, bei der Linderung von Beschwerden beizustehen und die Bevölkerung auf die Ideen von „Hospiz" und „Palliativ" aufmerksam zu machen. Der Verein steht vermittels seiner Mitglieder Betroffenen bei Trauer jeder Ursache bei. "

Darüber hinaus bildet der Verein seine aktiven Mitglieder zu Hospiz- oder Palliativ-Begleitern aus und ein monatliches „Trauercafe" ist ein fester Bestandteil der Arbeit.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

so einfach wie sich diese Worte der Satzung anhören, so schwierig ist die Bewältigung der damit gestellten Aufgaben. Ungeheures Einfühlvermögen und erfahrungsreiches Fingerspitzengefühl sind hier erforderlich und ganz viel Zeit, vor allem dann, wenn sie nötig ist, und höchst geduldige und wohl manchmal auch beschwichtigende Begleitung, um das leisten zu können, worüber wir auf den Internet-Seiten des Hospiz-Vereins lesen können, nämlich: „Wenn nichts mehr zu machen ist, dann gibt es immer noch genug zu tun... "

Wer sich so einer Aufgabe stellen kann, der muss in sich fest sein und mutig und voller Kraft, denn ansonsten wird sich diese wunderbare und unersetzliche Hilfe wohl nicht bewältigen lassen.

Wer sich so einer Aufgabe stellt, der muss bereit sein, sich zum Hospizhelfer ausbilden zu lassen, 80 Unterrichtseinheiten mit je 45 Minuten sieht der von April 2013 bis Juli 2014 und damit 1 1/4 Jahre andauernde Kurs vor, zusätzlich ein 15stündiges Praktikum in einem stationären Hospiz oder einer Palliativstation.

Wer sich so einer Aufgabe stellt, der zeigt nicht nur vorbildliche Selbstlosigkeit und höchstes Verantwortungsbewusstsein, sondern auch wirkliche Liebe am Nächsten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

die Hilfe der Hospizhelferinnen und Hospizhelfer und des Hospiz-Vereins kostet nichts als die Bitte, diese Hilfe zu gewähren und natürlich den herzlichen Dank hierfür. Denn alle aktiven Mitglieder des Hospizvereins arbeiten bei ihrer gerne gegebenen Hilfe und Unterstützung gleich welcher Art ausschließlich ehrenamtlich. Denn - und so darf ich wohl sagen - diese ungeheure menschliche Arbeit, sie wäre ohnehin nicht bezahlbar.

Es sind kleine und große Spenden, die diese Arbeit neben überregional gewährten Zuschüssen finanzieren, oder großzügige Mitglieder wie es der Schauspieler Günter Strack gewesen war, dessen Mitgliedsbeitrag weit mehr als die festgelegten jährlichen 15 Euro betragen hatte. Ich darf deshalb an dieser Stelle alle unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger darum bitten, den Hospizverein zu unterstützen. Jede hier eingesetzte Stunde, jeder hier eingesetzte Euro, kommt uns allen direkt zu Gute.

Wie notwendig und umfangreich diese verantwortungsvolle Arbeit am Nächsten ist, das zeigt auch, dass nun mit Ute Neumeister erstmals eine fachlich ausgebildete hauptamtliche Kraft eingestellt wurde, um die umfangreiche Arbeit der Helferinnen und Helfer koordinieren zu können, sie arbeitet übrigens schon bisher im Dienst des Hospizgedankens und steht dem Helferkreis vor.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

heute möchten wir diesen Verein und alle seine verantwortlichen Mitglieder für diese herausragend geleisteten Dienste mit der Ehrenmedaille der Stadt Neustadt a. d. Aisch für besondere Leistungen auf sozialem Gebiet ehren.

Die sofortige und einstimmige Zustimmung des Stadtrates zu diesem Vorschlag verdeutlicht, dass die Verantwortlichen und die Helferinnen und Helfer dieses Neustädter Vereins diese hohe öffentliche Anerkennung wirklich und uneingeschränkt verdient haben. Und es ist mir und uns allen ein großes Bedürfnis, diesen Verein, der hier in Neustadt nicht im Geheimen, aber doch im Stillen, so viel leistet, zu Recht ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.

Sehr geehrter Herr Dr. Peter Pfeiffer,
ich darf dem Hospiz-Verein nicht nur die Medaille verleihen und Ihnen auch die dazugehörige Urkunde, die ich gleich verlesen werde, mitgeben, sondern unser aller Dank für die zum Wohle der Allgemeinheit ganz vorbildlich geleistete Arbeit, den Sie bitte an alle Ihre Aktiven weitergeben mögen. Machen Sie mit gleicher Kraft weiter, Sie werden dringend gebraucht.

Lassen Sie mich meine Betrachtungen abschließen mit Worten der ausgezeichneten und hoch geachteten Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross schließen, die sich mit dem Tod, dem Umgang mit Sterbenden, mit Trauer und Trauerarbeit befasst hatte und als Gründerin der Sterbeforschung gilt.

In einer 2002 entstandenen filmischen Dokumentation über das Leben der 2004 verstorbenen Forscherin mit dem Titel „Dem Tod ins Gesicht sehen" sagte sie: „Heute bin ich sicher, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Und dass der Tod, unser körperlicher Tod, einfach der Tod des Kokons ist. Bewusstsein und Seele leben auf einer anderen Ebene weiter. Ohne jeden Zweifel. "

Diese große Erkenntnis möge Ihnen allen auch zukünftig die nötige Kraft für Ihre phantastische Arbeit geben.

Nochmals ganz herzlichen Dank.


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